Forschungspreis 2013 Habitat quality is the key for the conservation of butterfly communities in pre-alpine calcareous grasslands

Der zehnte H&W-Forschungspreis für Naturschutz geht an Benjamin Krämer vom Institut für Landschaftsökologie der Universität Münster. Der Preisträger hat seine Diplomarbeit der Landschaftsökologie von Schmetterlingen auf Buckelwiesen in Südbayern gewidmet. «Buckelwiesen» sind ein weitgehend auf die Nördlichen Kalkalpen beschränkter, seltener Kalkmagerrasentyp, der sich durch ein Mikrorelief aus Buckeln und Mulden auszeichnet und für seine hohe Artenvielfalt bekannt ist. Die Arbeit von Benjamin Krämer ist wegweisend für den Erhalt des seltenen Lebensraums und seiner Tagfalterfauna und gibt darüber hinaus wertvolle und zum Teil überraschende Impulse für die Förderung gefährdeter Schmetterlingsarten.

Die Ergebnisse seiner Untersuchung belegen die hohe Bedeutung der Habitatqualität: Während die Flächengrösse und die Durchgängigkeit der umgebenden Landschaft keinen Einfluss auf die Artenzahl und die Dichte der Schmetterlinge hatten, war das Angebot an Wirts- und Nektarpflanzen entscheidend. Hinzu kommt: Wald im Umkreis der Falterlebensräume hatte einen positiven Einfluss auf die Artenzahl an Habitatspezialisten. Der Autor interpretiert das Ergebnis dahingehend, dass der Wald als Barriere wirkt, die ein Abwandern von Faltern verhindert. Das intensiver genutzte Grünland hingegen hat als «Senke» einen negativen Einfluss.

Offensichtlich haben Landschaftseffekte in Gebieten mit hoher Dichte an Habitaten und ge­ringem Fragmentierungsgrad eine geringere Bedeutung, als in der Studie erwartet wurde. Dieses scheinbar unspektakuläre Ergebnis ist von grosser Bedeutung. Etwas salopp formuliert dürfen grosse, intakte Lebensräume sich selber überlassen werden. Sie sind nicht prioritär zu vernetzen, sondern vordringlich muss der Habitatqualität Sorge getragen werden.

Für den Erhalt des artenreichen Lebensraumes, der von der Aufgabe der traditionellen Mahd gefährdet ist, macht der Autor konkrete Vorschläge. Er postuliert eine alternative Nutzung, die geeignet ist, einen Grossteil der heutigen Schmetterlingsfauna zu bewahren: Eine Kombination von beweideten Flächen und solchen, die nur jedes zweite Jahr geschnitten werden. Ein derartiges Regime lässt sich einfacher mit der heutigen Landwirtschaft vereinbaren.

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Buckelwiesen sind ein besonderer Kalkmagerrasentyp und beschränken sich auf die Nördlichen Kalkalpen und das unmittelbare Alpenvorland. Sie weisen ein charakteristisches Mikrorelief aus Buckeln und Mulden auf und sind für ihre hohe Artenvielfalt bekannt. Obwohl die traditionelle Mahd dieses Lebensraumes gefährdet ist und die negativen Effekte der Beweidung und des Brachfallens auf die Vegetation bereits erforscht wurden, ist über die Ökologie der Schmetterlingsfauna wenig bekannt.

Zusammenfassung der Arbeit

In der Arbeit wird der Einfluss der Landschaftsstruktur, der Zusammensetzung der Landschaftsmatrix und der Habitatqualität auf die Artenzahl, Individuendichte und Vergesellschaftung der Schmetterlingsgemeinschaften analysiert. Mittels standardisierter Transektbegehungen in Wiesen, Weiden und jungen Brachen wurden Tagfalter und Widderchen, sowie Umweltvariablen erhoben.

Artenzahl und Individuendichte

Im Gegensatz zu anderen Untersuchungen zeigte sich, dass der Einfluss der Habitatqualität auf Schmetterlingsgemeinschaften wichtiger war als der Einfluss der Landschaft. Der Anteil an Kalkmagerrasen-Buckelwiesen im Untersuchungsgebiet schien zu hoch zu sein, um Fragmentierungseffekte zu beobachten. Entgegen der Erwartungen erhöhte umgebender Wald die Artenzahl von Habitatspezialisten, dadurch dass eine Abwanderung in Populationssenken vermieden wird. Außerdem hatte die Vielfalt von Wirtspflanzen eine positive Wirkung auf die Schmetterlingsvielfalt und Individuendichte der Habitatspezialisten. Habitatgeneralisten waren von keiner der Landschaftsvariablen beeinflusst, aber die Artenzahl und Dichten erhöhten sich bei besserem Nektarangebot.

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Artenzusammensetzung

Mit 62 Tagfalter- und Widderchenarten beherbergten die Buckelwiesen eine artenreiche Fauna, die sich gegenüber anderen Kalkmagerrasen-Ökosystemen durch das Vorkommen von Gebirgs- und Feuchtgebietsarten unterscheidet. Zudem treten typische Kalkmagerrasenspezialisten sowie mesophile Arten und Generalisten auf. Eine artspezifische Analyse zeigte, dass die Arten verschiedene Optima in den Buckelwiesen haben, die sich über die gesamte Bandbreite an Habitatqualität in den Untersuchungsflächen verteilen.

Empfehlungen für Schutz- und Pflegemaßnahmen

  • Erhalt eines Verbundes aus großflächigen Buckelwiesen um Arten mit hohen Raumansprüchen, z.B. den Mittlerer Perlmuttfalter Argynnis niobe, zu schützen.
  • Erhalt einer Vielfalt an Habitatqualität durch unterschiedliche Nutzungstypen: Die höchste Artenvielfalt wird auf traditionell gemähten Buckelwiesen erreicht, jedoch kommen einige Arten schwerpunktmäßig auf beweideten Flächen oder jungen Brachen vor. Eine dauerhafte Verbrachung ist zu vermeiden.
  • Durchführung einer Mahd im Zweijahres-Rhythmus auf einigen Flächen, um Arten zu fördern, deren Larvalstadien empfindlich gegenüber der Mahd sind.
  • Erhalt von extrem nährstoffarmen und flachgründigen Buckelwiesen (im Untersuchungsgebiet am Kranzberg und Ferchensee) mit Vorkommen von xerothermophilen Kalkmagerrasenspezialisten. Renaturierung benachbarter ehemaliger Buckelwiesen